"Goldstrand" - oder die versehrten Seelen Europas

„Großes Kopfkino“, sagt Denis Scheck, und auch andere Kritiker haben diesen vierten Roman von Katerina Poladjan sehr gelobt. Der Goldstrand, der ihm den Titel gab, liegt bei Warna in Bulgarien und war einst Urlaubsort für Menschen aus dem Osten wie dem Westen Europas. Am Goldstrand kreuzten sich auch die Wege einer Römerin und eines bulgarischen Architekten russischer Herkunft für eine Nacht, in der sie einen Sohn zeugten. Der Junge wächst in Rom auf, wird Filmregisseur und erzählt als 60-Jähriger seiner Therapeutin – das ist die Rahmenhandlung – wahre und erfundene Geschichten über seine europäisch so komplex verdrahtete Familie, beginnend in Odessa 1922 und mündend in Rom 2025. Es öffnet sich ein Panorama des Unglücks und der Verlorenheit, mit dem Gewölk des Faschismus und des Stalinismus im Hintergrund. Die Utopie Goldstrand pervertiert in ihr Gegenteil. In einem Satz des versehrten Helden kristallisiert sich die Not: „Ich möchte geliebt werden, und ich möchte lieben, und ich möchte die Niedertracht, die Dummheit und das Mittelmaß bekämpfen.“  

Foto: Andreas Labes