„Literarischer Frühling“ sammelte rund 5.000 Euro zur Unterstützung der ukrainischen Literatur – Empfänger bedanken sich
Mit einer Spende von rund 5.000 Euro unterstützt der „Literarische Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“ in diesem Jahr die Aktivitäten von Autoren und Autorinnen in der Ukraine. Wie die Veranstalter des nordhessischen Literatur-Festivals mitteilten, ist eine Summe von exakt 5010,50 Euro an das Literaturmuseum in der vom russischen Angriffskrieg hart betroffenen ost-ukrainischen Stadt Charkiw überwiesen worden. Das Geld war während des diesjährigen Festivals bei einer Sammelaktion von Besuchern gespendet worden. Die Weiterleitung nach Charkiw hatte der bekannte ukrainische Autor Yuri Andruchowytsch empfohlen, der beim „Literarischen Frühling“ zu Gast war.
„Wir danken den Besuchern des Literarischen Frühlings, dass sie unserem Spenden-Aufruf so stark gefolgt sind“, erklärte die Festival-Leiterin Christiane Kohl. „Wir verstehen diese Initiative als einen Akt der Solidarität mit all den Menschen, die von dem mörderischen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betroffen sind. Mit ihren Spenden haben die Gäste des Literarischen Frühlings einen wichtigen Beitrag zur Überwindung der Kriegsfolgen geleistet. Gemeinsam helfen wir damit den Ukrainerinnen und Ukrainern, ihre eigene kulturelle Identität zu bewahren und ihre kulturellen Schätze zu retten, die die russischen Truppen in barbarischer Weise systematisch zu zerstören versuchen.“
Empfänger der umfangreichen Spende ist das Literatur-Museum in Charkiw, das nach den Worten von Yuri Andruchowytsch in der gesamten Ukraine als ein wichtiger Ort der Begegnung und des Austauschs über Literatur geschätzt wird. Die Direktorin des Hauses, Tetjana Pylyptschuk, bestätigte inzwischen, dass das Geld eingetroffen ist, und bedankte sich bei den Veranstaltern und Besuchern des „Literarischen Frühlings“ „für Ihre Unterstützung, Ihr Mitgefühl und Ihr Verständnis für die Situation in der Ukraine“. In einer E-Mail schrieb Tetjana Pylyptschuk weiter: „Sie haben ein großartiges Festival organisiert und wir sind dankbar, dass Sie sich entschieden haben, dieses Jahr unser Museum zu unterstützen.“
Das Geld soll nach den Worten der Museumsleiterin unter anderem für eine schon vor Beginn des Krieges geplante Restaurierung des Museumsgebäudes verwandt werden. Außerdem finde demnächst eine Ausstellung über russische Autoren statt, nach denen in Charkiw noch aus Sowjet-Zeiten verschiedene Straßen benannt sind. Dieses Thema ist derzeit in der Ukraine Gegenstand intensiver Diskussionen, so auch in Charkiw. Dabei steht im Vordergrund die Tatsache, dass Statuen russischer Dichter wie Alexander Puschkin vor allem in den 1930er Jahren zur Zeit des Diktators Josef Stalin in großer Zahl aufgestellt und entsprechend viele Straßen umbenannt wurden. Stalin habe die ukrainische Kultur nach einer Zeit der Blüte unter Lenin unterdrückt und dabei „die Dichtung instrumentalisiert“ und „Territorium markiert“, hieß es dazu jüngst in der US-Zeitschrift The New Yorker, in der ein großer Bericht über das Charkiwer Literatur-Museum und seine Direktorin Tetjana Pylyptschuk erschien. Sie und ihre Kollegen treten dafür ein, die betreffenden Straßen künftig nach ukrainischen Schriftstellern zu benennen.
Der Spendenaufruf war beim „Literarischen Frühling“ in diesem Jahr von mehreren prominenten Autoren unterstützt worden, an erster Stelle von Yuri Andruchowytsch, der als einer der bedeutendsten Schriftsteller Europas gilt. In gleichem Sinne hatten sich auf dem Festival auch die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller, der Liedermacher Wolf Biermann und der aus Moskau gebürtige Autor Wladimir Kaminer geäußert.
Die Zahl der Besucher der 26 Veranstaltungen hatte in diesem Jahr mit rund 4.800 einen neuen Rekord erreicht. Veranstalter des „Literarischen Frühlings in der Heimat der Brüder Grimm“ sind drei Hotels im Kreis Waldeck-Frankenberg, das Hotel Die Sonne Frankenberg, das Hotel Schloss Waldeck und das Romantik-Hotel Landhaus Bärenmühle in Ellershausen. Sie werden unterstützt von mehr als zwei Dutzend Firmen und Institutionen der Region, die das Festival damit erst möglich machen. Weitere Informationen finden sich auf der Website www.literarischer-fruehling.de.
Literarischer Frühling 2023
Eine Galerie von Fotografie Eva-Maria Schmidt.
Programm Literarischer Frühling 2023
weiter lesen
Iris Berben und Mario Adorf
Herta Müller © Laurence Chaperon
Wolf Biermann © Hans Scherhaufer
Stephan Thome © Max Zerrahn/Suhrkamp Verlag
Juri Andruchowytsch © Stefan Klüter/Suhrkamp Verlag
Dorothea Röhrig © Sebastian_Fuchs
Jörg Bong © Veronique Brod
Andreas Rödder © UniMainz Bert Bostelmann
Kai Strittmacher © Lasse Bech Martinussen
Hubertus Meyer-Burckhardt