Premiumpartner

Denk‘ ich an Deutschland – ein Festival der Ideenvielfalt

„Literarischer Frühling“ 2024 mit Adriana Altaras, Joachim Gauck, Durs Grünbein, Jörg Hartmann, Viktor Jerofejew, Terézia Mora, Anne Rabe, Rüdiger Safranski, Rafik Schami, Stephan Thome, Jan Wagner – und Botschaften von Kafka, Goethe, Kant und DADA

Liebesunglück, Bombennächte, Gaumenfreuden, Alterslust. Dazu ein „Tatort“-Kommissar, ein orientalischer Erzähler, ein Jahrhundert-Philosoph, ein Weltbestseller und ein früherer Bundespräsident mit Bemerkungen zur aktuellen Politik – das sind Elemente, aus denen in diesem Jahr der „Literarische Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“ gemixt ist. Das nordhessische Festival, das 2024 in seine zwölfte Saison geht, steht diesmal unter dem Motto „Denk‘ ich an Deutschland“ und befasst sich schwerpunktmäßig mit aktuellen und historischen Krisen und Befindlichkeiten. „Mit diesem Programm möchten wir anregen zum Nachdenken über Deutschland, denn das scheint uns in diesen schwierigen Zeiten dringend geboten“, sagt Festival-Leiterin Christiane Kohl.

Zu den prominenten Autorinnen und Autoren, die für einen Auftritt gewonnen werden konnten, zählen der frühere Bundespräsident Joachim Gauck und der oppositionelle russische Star-Autor Viktor Jerofejew ebenso wie Adriana Altaras, Thea Dorn, Durs Grünbein, Terézia Mora, Anne Rabe, Rüdiger Safranski, Denis Scheck, Stephan Thome und Jan Wagner – „allesamt Persönlichkeiten, die zur ersten Garde der deutschen Gegenwartsliteratur zählen“, wie die Festival-Leiterin Christiane Kohl erklärt. Besondere Akzente setzen der Lyriker Jan Wagner mit einer Lesung in einer Backstube sowie der als „Tatort“-Kommissar bekannte Schauspieler Jörg Hartmann mit einem Erinnerungsbuch und der Autor Rafik Schami mit seinen orientalischen Erzählungen.

Eröffnet wird das Festival am Samstag, dem 20. April von dem preisgekrönten Dresdener Autor Durs Grünbein, der in seinem neuen Roman „Der Komet“ die Alltagserfahrungen seiner Großmutter und ihres Mannes, eines Metzgers, in der Nazi-Zeit literarisch aufarbeitet – bis hin zur berühmten Dresdener Bombennacht vom 14. Februar 1945. Über seine Intentionen spricht Grünbein mit dem Moderator Denis Scheck. Die frühere DDR ist auch der Schauplatz eines viel beachteten Erstlingswerks der jungen Berliner Autorin Anne Rabe, die in ihrem packenden Familienroman „Die Möglichkeit von Glück“ die Zeit seit der Wende von 1989 in ihren Widersprüchen und Uneindeutigkeiten verarbeitet.

Wegen des starken Andrangs findet die Veranstaltung mit Anne Rabe zweimal nach einander statt: um 11:30 und um 14:00 Uhr am Sonntag, dem 21. April im Schloss Friedrichstein in Bad Wildungen. Näheres dazu hier.

Aufsehen erregte auch der „wahnsinnig gut geschriebene“ (Die ZEIT) neue Roman der Büchner-Preisträgerin Terézia Mora über eine toxische Beziehung zwischen einer jungen Frau und einem Mann in der Nach-Wende-Zeit. „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ ist der Auftakt zu einer „Trilogie der Frauen“. Ilija Matusko, Sohn eines kroatischen Kochs und einer deutschen Kellnerin, erzählt bei einem Lesedinner im Romantik-Hotel Landhaus Bärenmühle von seiner Jugend in der Gaststätte seiner Eltern und der Entfremdung, die der soziale Aufstieg in die Welt der Studierten für ihn mit sich brachte. Die langjährige „Spiegel“-Redakteurin Bettina Musall hat erkundet, was sich für tatendurstige Angehörige der so genannten „Boomer-Generation“ nach dem Eintritt in den Ruhestand noch alles an Chancen und Verlockungen bietet.

Die aktuellen Turbulenzen der deutschen und der internationalen Politik sind das Thema eines Gesprächs, das der frühere Bundespräsident Joachim Gauck mit der TV-Moderatorin und Literatur-Kritikerin Thea Dorn führt. Und einer der wichtigsten zeitgenössischen Autoren aus Russland, der im Berliner Exil lebende Viktor Jerofejew, stellt im Gespräch mit dem langjährigen Russland- und Polen-Korrespondenten Thomas Urban seinen neuen Roman „Der große Gopnik“ vor, der witzig-aberwitzig von der Herrschaft eines Petersburger Hinterhof-Lümmels handelt.

Der kalendarische Zufall will es, dass ins Jahr 2024 mehrere bedeutende Jubiläen fallen, „die man nicht achtlos verstreichen lassen sollte“, wie Christiane Kohl sagt. Am 22. April, also in der Festival-Woche, jährt sich zum 300. Mal der Geburtstag des wichtigsten deutschen Philosophen, Immanuel Kant, dessen revolutionäres Denken bis in unser Grundgesetz und in die Charta der Vereinten Nationen nachwirkt. Einer der besten Kant-Kenner der Gegenwart, der Frankfurter Professor Marcus Willaschek, stellt dazu sein neues Buch vor, in dem er mit seltener Klarheit und Übersichtlichkeit die epochale Bedeutung des Königsberger Genies herausarbeitet.

Ein anderer Jahrhundert-Autor deutscher Sprache, der Prager Versicherungsjurist Franz Kafka, ist vor 100 Jahren gestorben. Aus diesem Anlass geht der Meisterbiograph der deutschen Klassiker, Rüdiger Safranski, der Frage nach, was Kafka angetrieben hat zu schreiben – offenkundig der verzweifelte Wunsch, zu überleben. Ein dritter Großmeister der deutschen Literatur, Johann Wolfgang Goethe, hat vor 250 Jahren seinen Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ herausgebracht, der ihn auf einen Schlag in ganz Europa berühmt machte. Ein junger Schauspieler im Werther-Frack, der Frankfurter Sam Michelson, liest Auszüge aus dem Standardwerk der deutschen Klassik beim traditionellen Lese-Dinner im Gourmet-Restaurant „Philipp Soldan“ des Hotels Die Sonne Frankenberg, dazu lässt Sterne-Koch Erik Arnecke ein Menü nach Rezepten aus dem Umfeld des Feinschmeckers Goethe auftragen. Und schließlich ist am 20. April ein viertes Jubiläum zu begehen: 50 Jahre zuvor starb der Schriftsteller Richard Huelsenbeck, der 1916 zu den Begründern des Dadaismus gehörte. Er war in Frankenau bei Frankenberg geboren – dort ehrt ihn der Frankfurter Theatermacher Michael Quast mit einer dadaesken literarischen Revue, bei der kein Auge trocken bleibt.

Orientalische Erzählkunst zelebriert der aus Damaskus stammende, seit mehr als 50 Jahren in Deutschland lebende Bestseller-Autor Rafik Schami mit seinem neuen Buch „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“. Und der Schauspieler Jörg Hartmann, unter anderem bekannt durch seine Rolle als knurriger „Tatort“-Kommissar aus Dortmund, taucht ein in seine Kindheit in einer Kleinstadt im Ruhrpott und reflektiert seine künstlerische Entwicklung auf deutschen Bühnen und in deutschen TV-Studios. Für seine Kollegin Adriana Altaras, die auch als Opern-Regisseurin hervorgetreten ist, war ihre Tante Jelka in Italien über viele Jahre der Halt in einem turbulenten Leben, das ihrer jüdischen Familie aufgezwungen wurde. Bei einem Lesedinner im Hotel Schloss Waldeck erzählt sie davon.

Nicht zuletzt ist auch der aus Biedenkopf stammende Schriftsteller Stephan Thome, der gemeinsam mit der Schauspielerin Iris Berben die Schirmherrschaft des „Literarischen Frühlings“ innehat, wieder mit von der Partie. Diesmal präsentiert er unter seinem eigentlichen Namen Stephan Schmidt seinen ersten Kriminalroman, der mit einer Tagung des Olympischen Komitees in China beginnt.

Der „Literarische Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“ wurde 2012 von drei Hotels im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg gegründet, dem Hotel Die Sonne Frankenberg, dem Hotel Schloss Waldeck und dem Romantik Hotel Landhaus Bärenmühle in Ellershausen. Anlass war der 200. Jahrestag der Herausgabe der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, die den Stoff für ihre weltberühmten Erzählungen in Nordhessen gesammelt hatten. Das Festival wird unterstützt von mittlerweile mehr als zwei Dutzend Unternehmen und Institutionen aus der Region Waldeck-Frankenberg, die es damit überhaupt erst möglich machen.

Der Spielplan – eine Übersicht

Freitag 19, April
18:00 Uhr – Hotel Schloss Waldeck
PREOPENING: „Besser allein als in schlechter Gesellschaft“ – mit Adriana Altaras (Lesedinner)

Samstag 20. April
19:00 Uhr – Metzen Alter Kuhstall Ellershausen
ERÖFFNUNG: „Der Komet“ – mit Durs Grünbein und Denis Scheck

Sonntag 21. April
11:00 Uhr – Restaurant „Philipp Soldan“ im Hotel Die Sonne Frankenberg
Küchenlesung mit Sam Michelson aus „Die Leiden des jungen Werther“ von J. W. Goethe (I)
11:30 Uhr – Schloss Friedrichstein Bad Wildungen
„Die Möglichkeit von Glück“ - mit Anne Rabe
14:00 Uhr – Schloss Friedrichstein Bad Wildungen
„Die Möglichkeit von Glück“ - mit Anne Rabe
15:00 Uhr – Bäckerei Weber in Sachsenber
„Steine & Erden“ – mit Jan Wagner
15:30 Uhr – Restaurant „Philipp Soldan“ im Hotel Die Sonne Frankenberg
Küchenlesung mit Sam Michelson aus „Die Leiden des jungen Werther“ von J. W. Goethe (II)
18:00 Uhr – Romantik Hotel Landhaus Bärenmühle
„Es riecht nach Pommes, Ilja kommt“ – mit Ilja Matusko (Lese-Dinner)

Montag 22. April
11:30 Uhr – Restaurant „Philipp Soldan“ im Hotel Die Sonne Frankenberg
Küchenlesung mit Sam Michelson aus „Die Leiden des jungen Werther“ von J. W. Goethe (III)
16:00 Uhr – Restaurant „Philipp Soldan“ im Hotel Die Sonne Frankenberg
Küchenlesung mit Sam Michelson aus „Die Leiden des jungen Werther“ von J. W. Goethe (IV)
19:00 Uhr – Wandelhalle am Kurpark Bad Wildungen
„Kafka – Schreiben, um zu überleben“ – Mit Rüdiger Safranski

Dienstag, 23. April
19:00 Uhr – Philipp Soldan Forum Frankenberg
„Denk ich an Deutschland“ – mit Joachim Gauck

Mittwoch 24. April
19:00 Uhr – Metzen Alter Kuhstall Ellershausen
„Der Große Gopnik“ – mit Viktor Jerofejew

Donnerstag 25. April
19:00 Uhr – Kellerwaldhalle Frankenau
„Und DADA kam aus Frankenau“ – Bühnen-Show mit Michael Quast

Freitag 26. April
16:30 Uhr – Landgut Walkemühle Frankenberg
„Das kann gut werden“ – mit Bettina Musall
19:00 Uhr – Philipp-Soldan-Forum Frankenberg
„Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“ – mit Rafik Schami

Samstag 27. April
16:00 Uhr – Landgut Walkemühle Frankenberg
„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ – mit Terézia Mora
19:00 Uhr – Wandelhalle am Kurpark Bad Wildungen
„Der Lärm des Lebens“ – mit Jörg Hartmann

Sonntag 28. April
11:30 Uhr – Rittersaal Hotel Schloss Waldeck
„Kant – Die Revolution des Denkens“ – mit Marcus Willaschek
18:00 Uhr – Landhaus Bärenmühle Ellershausen
„Die Spiele“ – mit Stephan Thome (Lese-Dinner)

Eine Galerie von Fotografie Eva-Maria Schmidt.

Literarischer Frühling 2023
Eine Galerie von Fotografie Eva-Maria Schmidt.

Terézia Mora © Antje Berghäuser

Terézia Mora © Antje Berghäuser

Terézia Mora © Antje Berghäuser

Terézia Mora © Antje Berghäuser

 

Durs Grünbein

Durs Grünbein © Jürgen Bauer

Durs Grünbein © Jürgen Bauer

Durs Grünbein © Jürgen Bauer

 

Joachim Gauck © Eva Maria Schmidt / Lit. Frühling

Joachim Gauck © Eva Maria Schmidt / Lit. Frühling

Joachim Gauck © Eva Maria Schmidt / Lit. Frühling

Joachim Gauck © Eva Maria Schmidt / Lit. Frühling

 

Jörg Hartmann © Silvia Medina

Jörg Hartmann © Silvia Medina

Jörg Hartmann © Silvia Medina

Jörg Hartmann © Silvia Medina

 

Viktor Jerofejew © Julia von Vietinghoff

Viktor Jerofejew © Julia von Vietinghoff

Viktor Jerofejew © Julia von Vietinghoff

Viktor Jerofejew © Julia von Vietinghoff

 

Jan Wagner

Jan Wagner © Villa Massimo/Alberto Novelli

Jan Wagner © Villa Massimo/Alberto Novelli

Jan Wagner © Villa Massimo/Alberto Novelli

 

Anne Rabe

Anne Rabe © Annette Hauschild

Anne Rabe © Annette Hauschild

Anne Rabe © Annette Hauschild

 

Rafik Schami

Rafik Schami © Arne Wesenberg

Rafik Schami © Arne Wesenberg

Rafik Schami © Arne Wesenberg

 

Rüdiger Safranski © Peter-Andreas Hassiepen

Rüdiger Safranski © Peter-Andreas Hassiepen

Rüdiger Safranski © Peter-Andreas Hassiepen

Rüdiger Safranski © Peter-Andreas Hassiepen

 

Adriana Altaras © Martin Walz

Adriana Altaras © Martin Walz

Adriana Altaras © Martin Walz

Adriana Altaras © Martin Walz

 

Marcus Willaschek  © Jürgen Lecher, Goethe-Universität Frankfurt

Marcus Willaschek © Jürgen Lecher, Goethe-Universität Frankfurt

Marcus Willaschek © Jürgen Lecher, Goethe-Universität Frankfurt

Marcus Willaschek © Jürgen Lecher, Goethe-Universität Frankfurt