In allen Veranstaltungen gelten weiterhin die Eintrittskarten, die bereits für die wegen der Corona-Krise abgesagten Vorstellungen im Frühjahr 2020 erworben wurden.
Der Mensch ist, was er isst – diese alte Weisheit gilt nicht nur für Individuen, sondern auch für Völker, beispielsweise das deutsche. „Was den Deutschen schmeckt, wie sie kochen, übers Essen reden und schreiben, ist Ausdruck ihrer Kultur, ja, ihrer Seele“, sagt Wolfgang Herles in seinem neuen Buch. Dessen Titel lautet nicht von ungefähr: „Vorwiegend festkochend“. Genau so nämlich mögen es die Germans: sie wollen „etwas Ordentliches, Strammes auf dem Teller. Ohne viel Schnickschnack.“ Freilich haben französisches Raffinement und andere auswärtige Kochtugenden auch hierzulande längst Einzug gehalten. Ein weites Feld ist also abzuschreiten, will man die Essgewohnheiten der Deutschen ergründen. Der prominente TV-Journalist Herles schöpft aus persönlichen Erlebnissen, gründlichen Recherchen und ausgiebigen kulturhistorischen Studien und legt in alphabetischer Ordnung dar, was es etwa mit Bio, Bauernopfern, Fernsehköchen, Imbissbuden, Sättigungsbeilagen oder Staatsbanketten auf sich hat. Warum lieben die Deutschen die Kartoffeln? Wie wurden sie Weltmeister im Wurstmachen und Brotbacken? Wieso sind sie im Supermarkt so knauserig, wenn Qualität etwas kostet? Und wie kommt das Gespenst des „protestantischen Arbeitsethos“ ins deutsche Schlaraffenland? Ein unerschöpfliches Thema, das selbstverständlich kulinarischer Begleitung bedarf.
PRE-OPENING: Lese-Dinner, Lesung und Gespräch, dazu wird ein Vier-Gang-Menü serviert. Moderation: Christiane Kohl
Scharfsinnig, klug, widerborstig – mit solchen Attributen sind Thea Dorns Arbeiten schon des öfteren bedacht worden. Ähnlich ist auch das Echo auf ihr neuestes Werk „Trost“, eine furiose Auseinandersetzung mit den privaten und gesellschaftlichen Misshelligkeiten der Corona-Krise. Das Buch „ist Polemik und Kulturkritik, Philosophie und Pamphlet in einem“, befand zum Beispiel ein Rezensent von Deutschlandfunk Kultur. Man könne hier „scharfem, engagiertem Denken zusehen“. Dem Münchner Merkur gefiel der „wohltuend bissige Witz“. In Briefen und Postkarten, die sie mit ihrem Philosophie-Lehrer Max wechselt, durchmisst eine Feuilleton-Redakteurin namens Johanna die Gefühls- und Denkwelten eines Ausnahme-Zustands, den eine todbringende Seuche provozieren kann. Zum Schmerz über den Tod der Mutter kommen der Zorn auf die öffentlichen Anordner und die Reflexion über die Kunst des Lebens und Sterbens. Was sollten wir ertragen, wogegen müssen wir uns auflehnen, und was tröstet uns? Die Schriftstellerin und Philosophin Thea Dorn spendet Trost auf ihre Weise – scharfsinnig, klug und widerborstig. Kein Eiapopeia.
Eröffnungsveranstaltung - Lesung und Gespräch, Moderation: Klaus Brill
Die Familie, das wusste schon Kurt Tucholsky, „kommt in Mitteleuropa wild vor und verharrt gewöhnlich in diesem Zustande“. In den Büchern von Andrea Sawatzki über die Berliner Familie Bundschuh kann man dies anschaulich nacherleben. Vater Gerald ist Finanzbeamter und mault herum, Sohn Rolfi studiert in Amerika, Tochter Ricki und Matz, der Jüngste, quengeln sich durch ihre Gymnasialjahre, und Gundula, die Mutter und Hausfrau, nimmt das schöpferische Chaos in den Griff, natürlich nicht immer erfolgreich. Die „leichte Hysterie und ständige Angespanntheit“, die die Heldin dabei empfindet, teilt sie durchaus mit der Autorin Andrea Sawatzki, wie diese selber sagt – und mit Millionen anderer Frauen. Das ist wohl einer der Gründe dafür, warum nicht nur die bislang vier Bundschuh-Bücher beim Publikum so großen Erfolg haben, sondern auch die daraus destillierten Fernsehfilme. Die beliebte Schauspielerin, die 2013 ihr erstes Buch veröffentlichte, spielt darin natürlich selber die Hauptrolle. Als ihr Gatte figuriert indes nicht wie im wahren Leben ihr Schauspielkollege Christian Berkel, sondern der nicht minder gut bekannte Axel Milberg. Beim „Literarischen Frühling“ liest Andrea Sawatzki aus der neuesten Folge „Anderswo ist es auch nicht ruhiger“.
Solo-Vorstellung der Schauspielerin und Autorin mit Gespräch, Moderation: Wolfgang Herles
„Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben?“ Mit solchen Versen des Dichters Joseph von Eichendorff auf den Lippen sind einst Generationen von Deutschen des Sonntags singend ins Grüne gezogen, um sich an den Wundern der Natur zu ergötzen. Im Gefühlshaushalt der Nation hat der Wald einen Ehrenplatz. Deshalb war kein Volk in Europa so aufgeregt wie das unsere, als vor 40 Jahren jenes Phänomen auftrat, das auch in anderen Sprachen als „Waldsterben“ benannt wurde. Trotz Luftverschmutzung und Sauren Regens ist das Waldsterben seinerzeit ausgeblieben. Inzwischen aber hat der rasant fortschreitende Klimawandel dem Wald mit Dürreperioden und Borkenkäfer-Attacken noch viel schlimmer zugesetzt als je zuvor. Auf Hessens grünen Hügeln etwa wurde 2019 vom Umweltministerium „der schlechteste Gesundheitszustand“ der Bäume seit Beginn der Erhebungen im Jahre 1984 ermittelt. Im Forst herrscht Alarmstimmung, man denkt an einen anderen Vers von Eichendorff: „Wenn die Wipfel über mir schwanken.“ Vor diesem Hintergrund nimmt der Frankfurter Theatermacher Michael Quast, der schon in den vergangenen Jahren durch große Solos über die Dadaisten oder den Reformator Martin Luther glänzte, sein Publikum mit auf eine literarisch-satirische Expedition in den dunklen Tann.
Geleitschutz gibt ihm dabei eine Jagdhorn-Gruppe des Bläserchors der Jägervereinigung Frankenberg (Eder).
Weltliteratur an authentischen Orten: Literarische Revue auf einer Waldbühne beim Landhaus Bärenmühle Ellershausen
Er war die meiste Zeit seines Lebens ein Einzelgänger, rätselhaft, verschlossen, im Selbstgespräch befangen. Jedoch empfing er in seinem legendären Turmzimmer am Neckar in Tübingen, wo er vom 4. Mai 1807 bis zu seinem Tod am 7. Juni 1843 in der Obhut des Tischlermeisters Ernst Zimmer und dessen Familie lebte, auch gerne seine literarischen Verehrer. Friedrich Hölderlin sprach mit ihnen im Stehen, redete sie mit pompösen Titeln wie „Majestät“ oder „Heiligkeit“ an und warf auf Wunsch auch schnell mal einen Vierzeiler aufs Papier. Für die Vermutung, dass Genie und Wahnsinn nahe bei einander wohnen, gibt sein Leben manchen Anhaltspunkt. Unumstritten aber ist die Bedeutung des schwäbischen Dichters für die Literatur. Hölderlin ist wie Goethe oder Schiller ein deutscher Klassiker – und „ein Priester der Poesie“, wie Rüdiger Safranski, der Meisterbiograph der deutschen Klassiker, in seinem neuen Buch schreibt. Safranski spürt im Werk und Leben Hölderlins dem nach, was dieser selber das „göttliche Feuer“ genannt hat und was vor seiner Erkrankung so hell loderte. Er folgt ihm vom Gymnasium und Evangelischen Stift zu den Hofmeisterstellen und Liebesaffären, setzt griechische Antike und aktuelle Gärung im Feuerschein der französischen Revolution in Bezug und zeigt Hölderlin als Poeten wie als politischen Kopf, der zeitweise mit den Jakobinern sympathisierte und auf einer gefährlichen Fußreise nach Bordeaux aus dem Tritt geriet. Am 20. März 2020 jährt sich der Geburtstag des deutschen Poeten, Grüblers und Hauslehrers zum 250. Mal.
Lesung und Gespräch, Moderation: Thea Dorn
Die traditionelle Küchenlesung des „Literarischen Frühlings“ führt diesmal nach Russland. Das Jahr 1861 markiert in der russischen Geschichte einen tiefen Einschnitt: Zar Alexander II. schaffte damals (als einer der letzten Herrscher in Europa) die Leibeigenschaft ab. Die Kraftprobe zwischen dem noch stark vom orthodoxen Glauben geprägten, teils aber auch schon liberal gesonnenen Adel und den jungen Reformern, die sich am Westen orientierten, erreichte einen Siedepunkt. Im selben Jahr erschien Iwan Turgenjews berühmter Roman „Väter und Söhne“, der die Konflikte dieser Zeit am Beispiel mehrerer adliger Gutsbesitzerfamilien in meisterhafter Weise kondensiert. Jewgenij Basarow und Arkadij Kirsanow, die während ihres Studiums in St. Petersburg zu Nihilisten geworden sind, kehren zu ihren Familien aufs Land zurück. Sie streiten mit Vätern und Onkeln, verlieben sich in dieselbe junge, reiche Witwe und entzweien sich; einer duelliert sich mit einem Kontrahenten. Meinungskampf, Liebesverwirrungen und soziale Gegensätze verschmelzen in einem Epochengemälde, das zu den wichtigen Werken der Weltliteraturgehört und einen facettenreichen Einblick ins vorrevolutionäre Russland des 19. Jahrhunderts gibt. Der Frankfurter Theaterdirektor Michael Quast liest Ausschnitte aus dem Buch, der Sternekoch Erik Arnecke präsentiert dazu ein erlesenes russisches Menu.
Weltliteratur an authentischen Orten - Lesung & Flying Dinner im Gourmet-Restaurant „Philipp Soldan“
Wie still und verwunschen es hier ist! Mo, Kaja und Jonathan kriegen Gänsehaut, als sie in den verlassenen Vergnügungspark klettern. Die drei Geschwister kommen an leeren Schießbuden, einem Riesenrad und einem zugewucherten Karussell vorbei. Doch dann tauchen Dinosauriere, Indianer, Wahrsager und Riesen auf. Und in der Ferne leuchtet ein verwunschenes Schloss: dort wohnt der große Schabalu, der allen Kindern den Kopf verdreht… Oliver Scherz, der sich solche Geschichten ausdenkt, begann nach der Geburt seiner Tochter, Kinderbücher zu verfassen. Und Hunderttausende Kinder im Grundschulalter sind ihm dankbar dafür. Mit Begeisterung hören und lesen sie seine Erzählungen, die auch ein Rezensent der FAZ ganz fabelhaft fand. Das jüngste Buch des erfolgreichen Autors mit dem Titel „Ein Freund wie kein anderer“ handelt von dem Eichhörnchen Habbi und dem Wolf Yaruk, die übermütig mit einander spielen und allerlei Abenteuer mit einander erleben. Wenn Oliver Scherz seine Erzählungen präsentiert, dann merkt man gleich, dass er eigentlich ein gelernter Schauspieler ist.
Lese- und Spielvorstellung für Kinder ab 6 Jahren auf der Waldbühne bei der Bärenmühle
Die traditionelle Küchenlesung des „Literarischen Frühlings“ führt diesmal nach Russland. Das Jahr 1861 markiert in der russischen Geschichte einen tiefen Einschnitt: Zar Alexander II. schaffte (als einer der letzten Herrscher in Europa) die Leibeigenschaft ab. Die Kraftprobe zwischen dem noch stark vom orthodoxen Glauben geprägten, teils aber auch liberal gesonnenen Adel und den jungen Reformern, die sich am Westen orientierten, erreichte einen Siedepunkt. Im selben Jahr erschien Iwan Turgenjews berühmter Roman „Väter und Söhne“, der die Konflikte dieser Zeit am Beispiel mehrerer adliger Gutsbesitzerfamilien in meisterhafter Weise kondensiert. Jewgenij Basarow und Arkadij Kirsanow, die während ihres Studiums in St. Petersburg zu Nihilisten geworden sind, kehren zu ihren Familien aufs Land zurück. Sie streiten mit Vätern und Onkeln, verlieben sich in dieselbe junge, reiche Witwe und entzweien sich; einer duelliert sich mit einem Kontrahenten. Meinungskampf, Liebesverwirrungen und soziale Gegensätze verschmelzen in einem Epochengemälde, das zu den wichtigsten Werken der Weltliteratur gehört und einen facettenreichen Einblick ins vorrevolutionäre Russland des 19. Jahrhunderts gibt. Der Frankfurter Theatermacher Michael Quast liest Ausschnitte aus dem Buch, der Sternekoch Erik Arnecke präsentiert dazu ein erlesenes russisches Menu.
Weltliteratur an authentischen Orten; Szenische Lesung & Flying Dinner im Gourmet-Restaurant „Philipp Soldan“
Schon als im Jahr 2010 der erste von elf geplanten Bänden einer groß angelegten Familiensaga erschien, merkte die Presse auf. Die FAZ schrieb von einem „Meisterwerk der scharfen Beobachtung und der kleinen Wahrnehmung“. Und der Frankfurter Rundschau erschien der Autor als „ein fortwährend Heimathassender, wie er nur unter ewig Heimatverliebten zu finden ist“. Andreas Maiers Heimat ist Friedberg in der Wetterau, und er hat diesem hessischen Kosmos inzwischen sieben der elf Bände entwunden. Die jüngste Folge mit dem Titel „Die Familie“ spielt in den 1970er und 1980er Jahren und behandelt in autobiographischer Manier den Abriss einer historischen Mühle, die der Familie des Ich-Erzählers gehörte. Gegen alle Auflagen der Denkmalschutzbehörde ließ der Vater, ein örtlicher CDU-Politiker und Anwalt, den Bagger kommen. Der mutwillig herbeigeführte Untergang des Gebäudes wird zum Symbol für den Auseinanderfall der Sippe. Der Schrecken gipfelt in der Entdeckung, dass ein wesentlicher Teil des Familienbesitzes, die Mühle eingeschlossen, bis zur Nazi-Zeit einem Juden gehörte. Eine sehr deutsche Familiengeschichte.
Lesung und Gespräch, Moderation:Willi Winkler
Sein Albtraum ist, dass eines Morgens der Rundfunk melden könnte: „Soeben erreicht uns die Nachricht aus Gibraltar, dass drei Millionen Afrikaner auf dem Weg nach Europa sind.“ Asfa-Wossen Asserate, Historiker und Unternehmensberater, hat nicht nur die aktuellen Flüchtlingsdramen, sondern auch die ökonomische Misere und das rasante Wachstum der Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent im Blick, wenn er sagt: „Ich glaube, die Europäer sind sich noch nicht bewusst, was da auf sie zukommt.“ In seinem Buch „Die neue Völkerwanderung“ analysiert der äthiopische Prinz, der 1968 als Student nach Deutschland kam und seither dort lebt, ohne Scheu vor Tabubrüchen die Misswirtschaft afrikanischer Potentaten ebenso wie die seiner Meinung nach desaströse Handelspolitik der EU. Künstlich verbilligtes Hähnchenfleisch oder Tomatenmark aus Europa treibt afrikanische Bauern in den Ruin – wer will ihnen dann verdenken, dass sie anderswo ein besseres Leben suchen? Asfa-Wossen Asserate ist nicht der einzige, der die bisherige westliche Entwicklungshilfe für komplett gescheitert hält. „Die Afrikaner müssen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen“, sagt er. „Europa kann und sollte ihnen dabei helfen.“
Lesung und Gespräch, Moderation: Klaus Brill
Dieses Buch muss ein Geheimnis in sich bergen. Wie hätte es sonst zu einem der größten Bestseller der vergangenen Jahre werden können? Dabei ist es nur ein Dorfroman von den windigen Höhen des Westerwaldes. Dieses kleine Dorf allerdings stellt „eine halb realistische, halb phantastische Welt“ dar, wie die „Zeit“ befand. Eine große Rolle spielt darin ein Okapi, also ein giraffenähnliches, wild gestreiftes Huftier, das gewöhnlich im afrikanischen Regenwald vorkommt. Es erscheint hin und wieder im Traum der alten Selma, der Großmutter der Erzählerin Luise – und jedes Mal stirbt danach jemand. In der Zwischenzeit dringen mancherlei Geheimnisse des Dorfes ans Licht, und allerlei skurrile Eigenheiten der Bewohner werden offenbar. Der Optiker hört Stimmen, die alte Elsbeth meint, im Efeu verberge sich ein verzauberter Mensch, und dann kreuzt auch noch ein buddhistischer Mönch namens Frederik auf, für den Luise sogleich entflammt. Nicht nur der Tod ist in diesem verschrobenen Kosmos allgegenwärtig, sondern auch die Liebe.
Lesung und Gespräch, Moderation: Christiane Kohl.
Diese Veranstaltung wird wegen der Corona-Beschränkungen zweimal nach einander durchgeführt, um allen Karteninhabern eine Teilnahme zu ermöglichen. Bitte melden Sie sich unter kontakt@literarischer-fruehling.de für die Veranstaltung um 17 Uhr oder um 19 Uhr an und beachten Sie die Corona-Regeln.
Einfach ist sie nicht, und selbstverständlich schon gar nicht. Die Tugend der Toleranz, die für das friedliche Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft so fundamentale Bedeutung hat, kann äußerst anstrengend, manchmal sogar eine Zumutung sein. „Aber wie so oft im Leben: wer eine Herausforderung annimmt und sie erfolgreich bewältigt, wird mit Glücksgefühlen belohnt“, sagt der frühere Bundespräsident Joachim Gauck. In seinem neuesten Buch nimmt sich der einstige Pfarrer aus der DDR all die Problemfelder vor, die sich in jüngerer Zeit herausgebildet haben: die Hasstiraden in den sozialen Medien, die Gewalttaten rechts- und linksradikaler oder islamistischer Fanatiker, aber auch das naive Multikulti-Gehabe derjenigen, die vor lauter politischer Korrektheit allzu tolerant auch gegenüber der Intoleranz sind. Joachim Gauck plädiert für eine „kämpferische Toleranz“ und kritisiert die Laxheit und den Mangel an Mut, die Staat und Gesellschaft etwa gegenüber rechtsextremen Aktivisten oder libanesischen Clans an den Tag gelegt haben. Zugleich warnt er davor, verunsicherte Konservative, die aus Frust über Angela Merkels Politik mit der AfD liebäugeln, gleich zu Feinden zu erklären. Er mag nicht „diese Aufwallungskultur“. Im Gespräch mit Hans-Werner Kilz, dem langjährigen Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung und des Magazins „Der Spiegel“, steckt der Bundespräsident a. D. die Grenzen ab, die allzu oft missachtet werden.
Lesung und Gespräch, Moderation: Hans-Werner Kilz
Diese Veranstaltung wird wegen der Corona-Beschränkungen zweimal nach einander durchgeführt, um allen Karteninhabern eine Teilnahme zu ermöglichen. Bitte melden Sie sich unter kontakt@literarischer-fruehling.de für die Veranstaltung um 17 Uhr oder um 19 Uhr an und beachten Sie die Corona-Regeln.
Einfach ist sie nicht, und selbstverständlich schon gar nicht. Die Tugend der Toleranz, die für das friedliche Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft so fundamentale Bedeutung hat, kann äußerst anstrengend, manchmal sogar eine Zumutung sein. „Aber wie so oft im Leben: wer eine Herausforderung annimmt und sie erfolgreich bewältigt, wird mit Glücksgefühlen belohnt“, sagt der frühere Bundespräsident Joachim Gauck. In seinem neuesten Buch nimmt sich der einstige Pfarrer aus der DDR all die Problemfelder vor, die sich in jüngerer Zeit herausgebildet haben: die Hasstiraden in den sozialen Medien, die Gewalttaten rechts- und linksradikaler oder islamistischer Fanatiker, aber auch das naive Multikulti-Gehabe derjenigen, die vor lauter politischer Korrektheit allzu tolerant auch gegenüber der Intoleranz sind. Joachim Gauck plädiert für eine „kämpferische Toleranz“ und kritisiert die Laxheit und den Mangel an Mut, die Staat und Gesellschaft etwa gegenüber rechtsextremen Aktivisten oder libanesischen Clans an den Tag gelegt haben. Zugleich warnt er davor, verunsicherte Konservative, die aus Frust über Angela Merkels Politik mit der AfD liebäugeln, gleich zu Feinden zu erklären. Er mag nicht „diese Aufwallungskultur“. Im Gespräch mit Hans-Werner Kilz, dem langjährigen Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung und des Magazins „Der Spiegel“, steckt der Bundespräsident a. D. die Grenzen ab, die allzu oft missachtet werden.
Lesung und Gespräch, Moderation: Hans-Werner Kilz
Ingo Schulze gilt als „poetischer Erklärer“ deutsch-deutscher Befindlichkeiten. Einfühlsam und eigensinnig beschrieb er die Metamorphosen, die seit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 und der von ihm keineswegs herbeigewünschten Wiedervereinigung eingetreten sind. In seinem neuesten Buch „Die rechtschaffenen Mörder“ spannt der aus Dresden stammende Autor den Bogen von den Siebziger Jahren bis in die Gegenwart. Sein Handlungsträger Norbert Paulini wandelt sich vom obsessiven Büchernarr und Antiquar in einer wohligen Nische der DDR-Gesellschaft zum schrulligen, bemitleideten Sonderling, der Schiffbruch erleidet und mit den Parolen von Pegida sympathisiert. Kein Rechtsextremist, sondern eher ein enttäuschter Konservativer – und „das sehe ich auch in der Wirklichkeit, bei vielen Anhängern der AfD oder bei Pegida“, sagt Ingo Schulze. Über mehrere Erzählebenen und aus mehreren Perspektiven entfaltet sich das Leben eines Intellektuellen, von dem man sich am Ende fragt: Ist er eine tragische Figur oder ein Mörder?
Lesedinner mit Viergang-Menü, Moderation: Christiane Kohl
Ingo Schulze gilt als „poetischer Erklärer“ deutsch-deutscher Befindlichkeiten. Einfühlsam und eigensinnig beschrieb er die Metamorphosen, die seit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 und der von ihm keineswegs herbeigewünschten Wiedervereinigung eingetreten sind. In seinem neuesten Buch „Die rechtschaffenen Mörder“ spannt der aus Dresden stammende Autor den Bogen von den Siebziger Jahren bis in die Gegenwart. Sein Handlungsträger Norbert Paulini wandelt sich vom obsessiven Büchernarr und Antiquar in einer wohligen Nische der DDR-Gesellschaft zum schrulligen, bemitleideten Sonderling, der Schiffbruch erleidet und mit den Parolen von Pegida sympathisiert. Kein Rechtsextremist, sondern eher ein enttäuschter Konservativer – und „das sehe ich auch in der Wirklichkeit, bei vielen Anhängern der AfD oder bei Pegida“, sagt Ingo Schulze. Über mehrere Erzählebenen und aus mehreren Perspektiven entfaltet sich das Leben eines Intellektuellen, von dem man sich am Ende fragt: Ist er eine tragische Figur oder ein Mörder?
Lesedinner mit Viergang-Menü, Moderation: Christiane Kohl
!! Fällt aus und wird nachgeholt !!
Mit Angela Merkels Politik ist er nicht einverstanden, im Freundeskreis nennt er sie MÜK – die „maßlos überschätzte Kanzlerin“. Der Wirtschaftsredakteur mit dem Spitzenamen „Kassandra“, der von seinem Verlag gerade vorzeitig in Rente geschickt wurde, liegt mit seinen Meinungen schon länger quer zur Mehrheit seiner Kollegen, auch was den Finanzminister Wolfgang Sch. und die Krise in Griechenland betrifft. Zudem ist er aufs höchste alarmiert darüber, wie das kommunistische Regime in China die eigene Bevölkerung schikaniert und Zug um Zug mehr Einfluss in Europa gewinnt, durch Übernahmen, Investitionen und politischen Druck, etwa in Griechenland. Friedrich Christian Delius, der seit einem halben Jahrhundert mit seinen wachen, mitunter satirischen Analysen und Romanen die Zeitgeschichte der Bundesrepublik begleitet, hat sich diesmal die allerjüngste Vergangenheit vorgenommen. Es wurde „eine furiose Abrechnung“, wie der Berliner „Tagesspiegel“ befand und zugleich "eine Sammlung wunderbarer Sottisen, Bonmots und gar Aphorismen". In einem Tagebuch mokiert sich "Kassandra" über Aufgeregtheit, Banalität und Widersinn der laufenden Ereignisse.
Lesung und Gespräch, Moderation: Klaus Brill
„Hic sunt leones – hier sind Löwen!“ Mit diesem Satz wurde einst in alten Landkarten darauf verwiesen, dass eine Gegend noch völlig unerforscht war. Der Hinweis gilt in diesem Roman auch in zeitlicher Dimension, und zwar für den Völkermord an den Armeniern, dem zur Zeit des Ersten Weltkrieges schätzungsweise zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Dieses Ereignis, für das offizielle Stellen der Türkei noch immer jegliche Verantwortung bestreiten, ist bis heute ein weißer Fleck in den Geschichtsbüchern. Katerina Poladjan nähert sich ihm auf zwei Pfaden: neben den Erlebnissen einer aus Deutschland angereisten Buchrestauratorin im Zentralarchiv für armenische Handschriften in Eriwan schildert sie packend die beklemmende Flucht zweier Kinder in der Ära der Verfolgungen. Die 14-jährige Anahid und ihr siebenjähriger Bruder Hrant haben als einzige aus ihrer Familie überlebt und irren mit einer alten Familienbibel umher. Die Restauratorin, die diese Bibel ein Jahrhundert später untersucht, folgt spiegelbildlich den Spuren der eigenen Familiengeschichte, die manches mit der Familiengeschichte der Autorin gemeinsam hat. „Stark in den Dialogen, prägnant in den Menschenskizzen“, befand der Berliner „Tagesspiegel“. Die Kritikerin Sigrid Löffler lobte Katerina Poladjan im MDR mit den Worten, dieser Roman sei „zugleich ihr ehrgeizigster und ihr persönlichster – und ihr gelungenster, ein sehr bemerkens- und lesenswertes Stück Literatur“.
Lesung und Gespräch, Moderation: Klaus Brill
Die Aufnahmeprüfung an der Münchner Schauspielschule hätte er beinahe nicht bestanden. Doch einer der Prüfer erkannte sein Talent: „Er hat zwei Dinge: Kraft und Naivität. Versuchen wir’s!“ So begann die Karriere des großen Mario Adorf. Seither hat er in zahllosen Filmen unvergessliche Rollen verkörpert – vom Massenmörder Bruno Lüdke („Nachts, wenn der Teufel kam“) über den Diktator Mussolini bis zu dem hoffnungslos verliebten italienischen Gastwirt in „Rossini“. Seit einiger Zeit ist nun ein Film in den Kinos, für den Deutschlands beliebtester Schauspieler keine Rolle einstudieren musste - denn der Film zeigt ihn selbst, den Menschen Mario Adorf, in einer ungeschminkten Dokumentation. Sie führt uns an wichtige Orte und Stationen in seinem Leben: die Kindheit im Städtchen Mayen in der Eifel, erste Theatererfahrungen in München, Rom und Paris als Konstanten seiner Biografie als europäischer Filmstar, die Zusammenarbeit mit großen Regisseuren, seine distanzierte Haltung sowohl dem internationalen Jetset wie auch der Münchner Schickeria gegenüber. Beim Literarischen Frühling 2020 erzählt Mario Adorf von einigen dieser Lebensstationen. Dazu werden Ausschnitte des Dokumentarfilms mit dem ironischen Titel „Es hätte schlimmer kommen können“ gezeigt.
Gespräch mit Filmausschnitten, Moderation: Christiane Kohl
Seit Friedrich Hölderlin wissen wir: Es ist zum Verrücktwerden in Deutschland mit der Dichtung. Hölderlin revolutionierte die Poesie zu einer Zeit, als in Paris erst Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit entdeckt wurden und kurz darauf der Terror tobte. Mit Hegel und Schelling bildete er in Tübingen die berühmteste WG der Weltgeschichte. Bis heute sind keine Biographie und kein Werk geheimnisvoller geblieben als die seinigen. Und doch dichtete der feinfühlige Schwabe auch so verständliche Verse wie „Dich lieb’ ich, Erde! Trauerst du doch mit mir!“ Mit Hölderlin im Tornister zogen deutsche Soldaten in zwei Weltkriege. Für Martin Heidegger war der Poet kein Mann von gestern, sondern „der Dichter, der in die Zukunft weist.“ Die Literatur-Kritiker Anne-Dore Krohn (RBB Kulturradio) und Denis Scheck („Druckfrisch“, „Lesenswert“), die schon im vorigen Jahr mit einer Fontane-Revue beim „Literarischen Frühling“ beeindruckten, beleuchten diesmal im munteren Duett Größe, Glück und Unglück dieses einzigartigen Dichters, dessen Geburtstag sich am 20. März 2020 zum 250. Mal jährt.
Weltliteratur an authentischen Orten – Lesung und Zwiegespräch.
Solch einen Tag vergisst man nicht: 13. Oktober 2017. Hubertus Meyer-Burckhardt fuhr mit seiner Frau im Taxi nach Berlin-Steglitz, um an einer Beerdigung teilzunehmen. Da rief sein Hamburger Arzt ihn an und teilte mit: Befund positiv. Bei einer Routineuntersuchung waren zwei Karzinome entdeckt worden. Für den populären Moderator und TV-Produzenten war es eine Zäsur. „Du hast zwei Leben“ sagt er, einen englischen Schauspieler zitierend. „Das zweite beginnt, wenn du begreifst, dass du nur eines hast.“ Hubertus Meyer-Burckhardt hält auch nach diesem Schock an einem Leitsatz des Philosophen Karl Popper fest: „Zum Optimismus gibt es keine vernünftige Alternative.“ Er schaltet um auf Attacke. Den beiden Karzinomen gibt er Namen, um sie besser bekämpfen zu können: Shaw und Kafka, nach seinen Lieblingsschriftstellern. Und er sinniert über seinen Umgang mit der Zeit, dem Kostbarsten, was uns im Leben gegeben ist. Es ist daraus ein Buch entstanden, in dem der vielseitige Autor und bekennende Nordhesse sein arbeits- und abwechslungsreiches Leben überdenkt. Beiläufig fragt er sich auch, was für eine Art von Heimatgefühl er wohl für seine Heimatstadt Kassel hat…
Lesung und Gespräch, Moderation: Christiane Kohl