Günter Grass, Mario Adorf und F.C. Delius unter den Mitwirkenden beim „Literarischen Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“

Ein Fest der Sprache und der Literatur wird den Auftakt bilden zum 200-jährigen Jubiläum der „Kinder- und Hausmärchen“ der Gebrüder Grimm. Mit Lesungen, Diskussionen, einem Schreib-Workshop und einer Kinder-Werkstatt sollen das vielseitige Werk und die Ideen der berühmten Forscher im Blickwinkel heutiger Zeiten gespiegelt werden. Prominente Autoren und Schauspieler wie Günter Grass, Mario Adorf und Friedrich Christian Delius haben bereits ihre Teilnahme zugesagt an dem Festival, das vom 24. März bis 1. April 2012 im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg stattfinden wird.

Zwar wird das offizielle Grimm-Jubiläumsjahr erst im Dezember 2012 beginnen, wenn sich die Herausgabe der Märchen zum 200. Mal jährt. Schon Monate zuvor soll mit dem Festival jedoch die Aufmerksamkeit auf jene Landschaften gelenkt werden, in denen die Brüder Grimm einst ihre später weltberühmten Märchen zusammentrugen. Die Initiative zu dem Festival geht auf drei führende Hotels zurück, die in der Region zwischen Kassel und Marburg beheimatet sind, unweit des nordhessischen Nationalparks Kellerwald, der erst kürzlich zum Weltnaturerbe erklärt wurde.

„Wir betrachten das als eine Art kulturelle Heimatpflege“, erklärte die Journalistin und Autorin Christiane Kohl bei der Vorstellung des Festival-Konzepts am Dienstag in der Hessischen Landesvertretung in Berlin. „Dieser Landstrich mit seinen Wiesentälern und Fachwerkstädten, der vielerorts noch heute so authentisch wirkt wie zu den Zeiten der Grimms und zugleich mitten in Deutschland liegt, bietet das ideale Podium für gute Literatur“. Auch Michael Lemke vom Hotel Die Sonne Frankenberg betont: „Hier gibt es die historischen Bezüge zu den Grimms, in diesem Spannungsbogen zwischen Geschichte und Gegenwart ist das Festival verankert“. Dass sich ausgerechnet drei Hotels entschieden haben, mit dem Festival ein kulturell hochwertiges Ereignis ins Leben zu rufen, erklärt Volker Deigendesch vom Hotel Schloss Waldeck so: „Hotels sind Orte der Begegnung, Hotels sind Schauplätze von großen Romanen – das verpflichtet geradezu, sie für die Autoren zu öffnen“.

Günter Grass - eine Liebeserklärung an die Grimms

Eine Woche lang werden die drei Hotels im kommenden Frühjahr der Schauplatz für spannende Lesungen, Diskussionen und Workshops sein, die von der Berliner Kultur- und Konzept-Agentur Graf & Frey organisiert werden. Etwa ein Dutzend Autoren werden an durchaus ungewöhnlichen Orten aus ihren Werken vortragen. Nobelpreisträger Günter Grass wird aus seinem letzten Buch „Grimms Wörter“ lesen, das er selbst als „Liebeserklärung“ an die berühmten Sprachforscher versteht. Mario Adorf liest Texte der Grimms und trägt Autobiografisches aus eigenen Büchern vor. Eine ganz besondere Beziehung verbindet den diesjährigen Büchner-Preisträger Friedrich Christian Delius mit der Grimmregion, denn er verbrachte Teile seiner Jugend hier.

Ihre Teilnahme zugesagt haben auch Denis Scheck und Eva Gritzmann, Hubertus Meyer-Burkhardt, Adriana Altaras und der Grimm-Biograph Steffen Martus. Der Berliner Autor John von Düffel wird in einem Schreibworkshop eine Einführung in die Kunst des Romanschreibens geben. Bei den beteiligten Autoren war das Festival von Anfang an auf großes Interesse gestoßen. „Wen immer wir gefragt haben, mitzumachen“, sagt Lavinia Frey von der Agentur Graf & Frey: „Alle waren gleich Feuer und Flamme für dieses schöne Projekt“.

Neben den Autoren engagieren sich auch prominente Nordhessen für das Festival. So wird die ehemalige Justizministerin Brigitte Zypries, die aus Kassel stammt, ausgewählte Märchenstücke für Kinder lesen. Auch der Landrat des Kreises Waldeck Frankenberg Dr. Reiner Kubat, wie auch Musiker und Schauspieler der Region wollen Lesestücke vortragen. Der Kommunalpolitiker Kubat unterstützt die Aktion rückhaltlos: „Ich glaube, dass dies eine ganz große Sache werden wird für unsere oft unterschätzte Region“.

Und dies sind die drei veranstaltenden Hotels:

Hotel Schloss Waldeck, beheimatet in einer mittelalterlichen Burg, die wie ein Adlerhorst über dem Edersee schwebt. Der Hotelier Volker A. Deigendesch, ein gebürtiger Schwabe, stieß über Stationen in der Schweiz, Hongkong und den USA nach Waldeck, seit zwei Jahren steuert der Hotelfachmann die Geschicke auf der Burg.

Am historischen Marktplatz in Frankenberg, Tür an Tür mit dem Rathaus von 1509, steht das Hotel „Die Sonne Frankenberg“ mit seinen preisgekrönten Restaurants – eine erste Adresse für Gourmets. Michael Lemke, einst führender Manager bei den Steigenberger-Hotels, kam aus dem Rheinland nach Frankenberg, um hier als Marketing-Chef seine Ideen einzubringen.

Schließlich das Landhaus Bärenmühle im Lengeltal bei Frankenau, eine ehemalige Wassermühle, eingebettet in eine Landschaft, die noch immer so ursprünglich wirkt, wie in den Märchen der Brüder Grimm. Hier ist Christiane Kohl aufgewachsen, Journalistin und Autorin, deren Schwester das einstige Elternhaus heute als Landhotel betreibt.

Die Sammlung der „Kinder- und Hausmärchen“ ist das meistgelesene Buch deutscher Herkunft in der Welt. Die Studien der Grimms zur Geschichte der Wörter bildeten einen Grundstein der deutschen Philologie. Ihre Schriften und Reden gegen Kleinstaaterei und Kleingeisterei in Deutschland revolutionierten das Denken ihrer Zeit. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm haben auf unvergleichliche Weise deutsche Kulturgeschichte geschrieben, gelebt und gearbeitet haben sie die meiste Zeit ihres Lebens in Kassel. Die Märchen sammelten sie in der Region zwischen Kassel und Marburg, die heute die Grimmheimat genannt wird.

Infos unter www.literarischer-fruehling. de

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30.08.2011