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Eine kulturhistorische Delikatesse: das Bauhaus und die Firma Thonet

Zwei Jahrhundert-Jubiläen beim „Literarischen Frühling“: 100 Jahre Bauhaus, 200 Jahre Thonet Veranstaltung mit Münchner Museumsleiter und früherem Thonet-Chef in der Stahlbiegerei des Unternehmens

Das Jahrhundert-Jubiläum des Bauhauses wird in diesem Jahr beim „Literarischen Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“ aus gutem Grund an einem besonderen Ort begangen: In der Kaltstahlbiegerei der Firma Thonet in Frankenberg (Eder). Wie die Veranstalter mitteilten, wird auf diese Weise die Tatsache gewürdigt, dass eines der bekanntesten Erzeugnisse von Bauhaus-Künstlern, nämlich der so genannte „Freischwinger“, seit den 1930er Jahren als Stahlrohr-Sessel im Frankenberger Werk der weltbekannten Möbelfirma Thonet hergestellt wurde. In der Stahlabteilung des Unternehmens (Berleburger Str. 2) findet nun am Freitag, dem 28. April, um 19 Uhr das Pre-Opening des Festivals statt. Dabei erzählen der Kunsthistoriker Josef Straßer aus München, der stellvertretender Direktor des ältesten Design-Museum der Welt ist, und der langjährige Frankenberger Firmenchef Claus M. Thonet über die aufregende Bauhaus-Zeit vor 100 Jahren.

„Wir sind überzeugt, dass wir unseren Besuchern damit eine ganz besondere kulturhistorische Delikatesse anbieten“, erklärte als Sprecherin der Veranstalter die Journalistin und Autorin Christiane Kohl. „Nicht nur Weimar, Dessau und Berlin sind Orte der Bauhaus-Kultur und des modernen Designs, sondern auch Frankenberg ist einer. Vielen Menschen ist das jedoch gar nicht bewusst – deshalb wollen wir jetzt einmal den großen Scheinwerfer darauf richten.“

Das Bauhaus war vor genau 100 Jahren, am 21. April 1919, in Weimar gegründet worden und existierte bis 1933, als die Nazis seine Schließung erzwangen. Viele Werke der dort tätigen Künstler – Häuser ebenso wie Möbel, Einrichtungsgegenstände oder Spielzeuge – gelten als Ikonen der klassischen Moderne und wirken stilbildend bis in die Gegenwart.

Der nach Frankenberg eingeladene Autor Josef Straßer präsentiert in der Fabrikhalle sein Buch über „50 Bauhaus-Ikonen, die man kennen sollte“. Straßer ist stellvertretender Direktor der Neuen Sammlung, des Design-Museums in der Pinakothek der Moderne in München, das derzeit bis zum 2. Februar 2020 eine Ausstellung über Bauhaus-Objekte im Dialog mit moderner Kunst zeigt.

Claus M. Thonet erläutert bei der Veranstaltung, warum gerade Thonet seinerzeit Entwürfe von Bauhaus-Künstlern wie Mart Stam, Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe aufgriff und die daraus gefertigten Möbel weltweit vertrieb. Die Firma kann in diesem Jahr im Übrigen ein weiteres Jubiläum begehen. Sie wurde 1819 von dem Tischler Michael Thonet in Boppard am Rhein gegründet und existiert nun genau 200 Jahre. Dieses Jubiläum würdigt die Neue Sammlung in München mit einer eigenen Ausstellung zur Geschichte der Firma Thonet, die am 17. Mai eröffnet wird und ebenfalls bis zum 2. Februar 2020 dauert.

Der Firmensitz von Thonet lag bis zum Zweiten Weltkrieg in Wien, wo das Unternehmen unter anderem mit dem berühmten Wiener Kaffeehaus-Stuhl Nr. 14 aus gebogenem Buchenholz Furore machte. Er ist eines der meistverkauften Industrieprodukte der Welt. Das Werk in Frankenberg war 1889 gegründet worden, vor 130 Jahren. Die wichtigsten Motive dafür waren die Qualität der Buchen im Kellerwald und die Einrichtung einer neuen Eisenbahnverbindung nach Frankenberg.

04.03.2019